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Anatomie und Physiologie des Pferdes – Teil 1: Zytologie und Histologie

Die Zellen- und Gewebelehre bildet die Grundlage für das Verständnis der Anatomie und Physiologie eines Pferdes. Zellen sind die kleinste funktionelle Einheit des Körpers, während Gewebe aus spezialisierten Zellen bestehen, die gemeinsam bestimmte Aufgaben erfüllen. In diesem ersten Teil unserer Reihe werfen wir einen detaillierten Blick auf Zytologie und Histologie sowie die spezifischen Gewebetypen des Pferdes.

 

Zytologie – Die Lehre von den Zellen


Die Zytologie befasst sich mit der Struktur, Funktion und Entwicklung der Zellen. Jede Zelle besitzt:

  • Zellkern (Nucleus): Enthält das Erbgut und steuert die Zellaktivität.

  • Zellmembran: Reguliert den Stoffaustausch und schützt die Zelle.

  • Mitochondrien: "Kraftwerke" der Zelle, die Energie durch Zellatmung bereitstellen.

  • Endoplasmatisches Retikulum (ER): Ort der Protein- und Lipidsynthese, unterteilt in raues und glattes ER.

  • Golgi-Apparat: Verantwortlich für die Modifikation und den Transport von Proteinen.

  • Vakuolen: Speichern Nährstoffe und Abfallprodukte.


Die Zellteilung und Differenzierung sind essenziell für Wachstum, Regeneration und spezifische Funktionen im Organismus des Pferdes.

 

Histologie – Die Lehre vom Gewebe


Histologie untersucht den Aufbau und die Funktion von Geweben, die aus verschiedenen Zelltypen bestehen. Es gibt vier grundlegende Gewebearten:

  • Epithelgewebe: Bedeckt innere und äußere Körperoberflächen, schützt und reguliert den Stoffaustausch.

  • Binde- und Stützgewebe: Gibt dem Körper Halt und Form, speichert Energie und dient als Schutz.

  • Muskelgewebe: Ermöglicht Bewegung und Kontraktion.

  • Nervengewebe: Leitet Reize weiter und verarbeitet Informationen.

 

Histologie von Knorpel und Knochen


Knorpelgewebe


Knorpel ist ein spezialisiertes Stützgewebe, das aus Knorpelzellen (Chondrozyten) besteht. Beim Pferd ist insbesondere der hyaline Knorpel von Bedeutung, da er in den Gelenken vorkommt und für eine glatte, reibungsarme Bewegung sorgt.


Knochengewebe


Knochen besteht aus einer mineralisierten Matrix, die durch Osteozyten erhalten wird. Osteoblasten sind für den Knochenaufbau verantwortlich, während Osteoklasten Knochen abbauen. Die kompakte Knochensubstanz verleiht Stabilität, während das schwammartige Knochengewebe für Flexibilität sorgt.

 

Histologie der Muskulatur


Muskulatur ist für Bewegung und Körperhaltung essenziell. Es gibt drei Haupttypen:

  • Skelettmuskulatur (quergestreifte Muskulatur): Willkürlich steuerbar, ermöglicht gezielte Bewegungen. Beim Pferd besonders leistungsfähig und auf schnelle Reaktionsfähigkeit ausgelegt.

  • Herzmuskulatur: Unwillkürlich, mit spezialisierten Zellverbindungen für synchrone Kontraktion.

  • Glatte Muskulatur: Unwillkürlich, vor allem in der Verdauung aktiv.


Muskelkontraktion am Beispiel des Skelettmuskels


Die Muskelkontraktion erfolgt durch das Zusammenspiel von Aktin- und Myosinfilamenten. Beim Pferd ist die Skelettmuskulatur besonders gut durchblutet, um eine hohe Ausdauer und Kraft zu gewährleisten.

 

Allgemeiner Aufbau von Magen- und Darmwand


Der Magen-Darm-Trakt des Pferdes ist auf eine kontinuierliche Futteraufnahme ausgelegt. Die Wände bestehen aus mehreren Schichten:

  • Tunica mucosa (Schleimhaut): Enthält Drüsen zur Sekretion von Verdauungsenzymen und Schleim.

  • Tunica submucosa: Lockeres Bindegewebe mit Blut- und Lymphgefäßen.

  • Tunica muscularis: Besteht aus glatter Muskulatur, die für die Peristaltik sorgt.

  • Tunica serosa: Äußere Bindegewebsschicht, die die Organe schützt.


Histologie der Magenwand


Der Pferdemagen ist monogastrisch (einhöhlig) und unterteilt in:

  • Pars cardiaca: Übergang zur Speiseröhre, schützt vor Rückfluss.

  • Fundus & Korpus: Enthalten Drüsen zur Produktion von Magensäure und Verdauungsenzymen.

  • Pars pylorica: Reguliert den Übertritt des Speisebreis in den Dünndarm.

Spezialisierte Zellen wie Hauptzellen (Enzymproduktion), Belegzellen (Salzsäureproduktion) und Nebenzellen (Schleimproduktion) sind hier vorhanden.


Histologie der Darmwand

Die Darmwand des Pferdes ist für die Nährstoffaufnahme optimiert und weist mikroskopische Strukturen auf:

  • Zotten & Krypten: Vergrößern die Oberfläche für bessere Resorption.

  • Becherzellen: Produzieren Schleim für den Schutz der Schleimhaut.

  • Enterozyten: Absorbieren Nährstoffe und transportieren sie ins Blut.


Besondere Merkmale der drei Dünndarmabschnitte


  1. Duodenum (Zwölffingerdarm): Hier erfolgt die enzymatische Verdauung, unterstützt durch Pankreas- und Gallensekrete.

  2. Jejunum (Leerdarm): Hauptort der Nährstoffaufnahme mit vielen Zotten.

  3. Ileum (Krummdarm): Übergang zum Dickdarm, mit spezialisierten Peyer-Plaques zur Immunabwehr.

 

Mehr aus dieser Beitragsreihe


Teil 1: Zytologie und Histologie

Teil 2:


 

Über die Autorin


Harriet Charlotte Schulz ist Pferdefütterungsmanagerin und hat an einer Ausbildung zur Tierphysiotherapie mit der Zusatzqualifikation Akupunktur teilgenommen. Außerdem ist sie Betreiberin eines Reitstalls, Züchterin und verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Umgang mit Pferden.


Ihr Wissen basiert auf praktischer Erfahrung und fundierter Fachkenntnis in den Bereichen Ernährung, Anatomie und Physiologie des Pferdes.

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Aus seinen Ursprüngen als Blog hervorgegangen, hat sich Harriet Jensen zu einem führenden Reitsportmagazin entwickelt. Unsere Publikation widmet sich der Bereicherung des Reitsport-Lifestyles mit einem Schwerpunkt auf das Wohlergehen der Pferde und artgerechter Haltung und Pflege. Wir bieten eine Plattform, auf der Luxus und Praktikabilität für Pferd und Reiter nahtlos zusammenkommen. Erhalten Sie wertvolle Einblicke von angesehenen Pferdemenschen durch Artikel, die darauf ausgerichtet sind, Ihre Reitsportreise zu bereichern.

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